In diesem Film gewinnen eindeutig die Freiland- und Individualschwein-Bäuerinnen in ihrem Verständnis der Sprache der Schweine - die Wissenschaften mit ihrer sehr guten Arbeit bestätigen das nur. Die Ansätze zur Analyse der Schweinesprache sind natürlich sehr lobenswert, aber auch viel zu eng - denn wie sich bei der Analyse der Freilandschweine und von Rosalie, dem Individualschwein, zeigt, gibt es Äußerungen der Unzufriedenheit auch bei grundsätzlich glücklichen Schweinen - je größer der Freiraum und die Erfahrungsvielfalt, und insbesondere natürlich auch die Lebensdauer, desto differenzierter die Ausdrucksform - Rosalie kann sogar nachweislich und wissenschaftlich bestätigt lachen. Wer Zeit hat, als Schwein, Erfahrungen zu machen und sie emotional zu konnotieren, wird auch anspruchsvoller und dadurch natürlich auch mitunter unglücklich. So scheint laut wissenschaftlicher Analyse Rosalie unter Liebeskummer zu leiden und etwas unglücklich zu sein darüber, dass sie allein im Stall schlafen muss, anstatt neben oder im Bett ihrer Besitzerin - so wie Hunde ja üblicherweise auch durchsetzen, nicht unter dem Bett ihrer Futtergebenden zu schlafen, sondern mindestens am Fußende, wenn nicht auf einem eigenen Kopfkissen. Um diese "Haltungsbedingungen " durchzusetzen, entwickeln sie Strategien, zu denen eben auch unzufriedene Grunzlaute gehören können... Umgekehrt kann die fehlende Unzufriedenheit in halbkonventioneller Tierhaltung leider auch auf mangelnde Emotionalität oder das mangelhafte Artikulationsvermögen der Tiere zurückführbar sein, z.B. durch deren Alter oder ein beruhigendes Futter.
Die Bioschweine verbringen z.B. längere Zeit bei ihrer Mutter und wechseln dann in Jungtierboxen, die üblicherweise - auch bei idealer Haltung mit viel Platz - auch eine Situationdes Konkurrierens und Probierens sind - kein Wunder also, wenn Unzufriedenheit und Stress dann relativ häufig sind. Die konventionell gehaltenen Schweine erleben kaum eine emotional intakte Phase sondern werden noch komplett irritiert zusammengesetzt und nur noch gefüttert. Die Aussagen zu den Betriebsformen sind insofern nicht sehr überzeugend, da im Gegensatz zu viel Zeitverschwendung mit technischen Projekten und dem letztlich überflüssigen Versuch zu beweisen, dass Schlachttransporte für die Schweine eine extreme Belastung sind, die emotionale Entwicklung der Schweine nicht berücksichtigt wurde. Selbst wenn Rosalie zu verliebt in ihre Besitzerin ist, um wirklich in jeder Beziehung glücklich zu sein, beeindruckt sie als menschenähnliches Wesen mit vielfältigem Sprachvermögen, ebenso wie die forschenden und unterschiedlich aufeinander reagierenden Freilandschweine.
Die Konzentration auf die Schweine, die überhaupt keine Zeit und Gelegenheit haben, eigene Emotionen und Ausdrucksformen und entwickeln oder auch der Mutter abzuschauen, verkürzt die Wahrnehmung wieder auf Schemata, für die letztlich kein rechnischer Aufwand erforderlich ist.
Bei uns Kaninchen ist es nebenbei genauso - nur dass unsere Äußerungsformen noch viel mehr Bewegungsspielraum und Kontakt brauchen, da wir ja nur selten Geräusche von uns geben.
Insofern sehr bedauerlich, dass das Forschungsprojekt auf technische Fragen der algorithmisierten Klanganalyse mehr Zeit verwendet hat als auf die weitere Differenzierung der Schweinesprache, z.B. im Zusammenhang mit Verhaltensstudien wie bei den Freilandschweinen.