Gleich vorweg: Ich lebe noch!
Aber... es war knapp!
Und wir ärgern uns jetzt natürlich, dass wir nach Österreich gefahren sind, dort gegen die Absprache ohne unser Wissen wegen einer einstündigen Verspätung keine Chefarztbehandlung bekommen haben - na gut, wir hatten nur den Anspruch aufgrund mündlicher Absprache, war blöd von uns, nicht nochmal nachzufragen, und natürlich ist es auch immer gemein, jüngeren Ärzt:innen zu misstrauen.
Die Behandlung war ansonsten sehr freundlich und lieb, wir haben ein AB mitbekommen und mussten in der kleinen Tierklinik trotz allem wenig zahlen (einfacher Satz für eine Häsinnenkastra).
Leider ist dann ziemlich viel Wasser aus meiner OP-Wunde gelaufen, ein paar Stunden nach der OP, ohne dass ich mich sonderlich bewegt hätte. Aber nicht sehr bluddy und nach einmaligem Schuss wieder alles trocken.
Also erstmal keine Aufregung bei uns, ganz im Gegenteil war ich schnell wieder fit und habe mich auch gleich vollgestopft mit Kohlrabiblättern etc.
Jetzt wissen wir, dass dadurch zu wenig Feuchtigkeit in der Bauchhöhle ist und die physiologischen Kreisläufe eingeschränkt werden können, die Darmperistaltik geschwächt wird und sogar Verklebungen möglich sind. Wir hätten also sofort infudieren müssen - Kochsalzlösung in die Hasenflanken gespritzt für mehr Flüssigkeitsvolumen im Blut / im Gewebe.
Irgendwann in der Nacht auf den Donnerstag hatte ich plötzlich nur noch Durst und deutliche Bauchschmerzen, Kribbeln überall.....
Das Hasiom denkt, ich wäre von dem OP-Shirt entnervt (war ich und bin ich), sollte zudem nach zwei Tagen das Wundpflaster entfernen.
Shirt ausgezogen zur Blitzhandwäsche und Trockenfönen (das Omitron ist davon überzeugt, dass ich bereit wäre, mich selbst zu zernagen, da ich wenn ich Gelegenheit dazu finde, eben alles zernage).
Pflaster ab, Wunde gereinigt und desinfiziert (alles da, Wundspray, Verbandszeug für Notfälle, Reinigungstücher für empfindliche Haut etc. )
Und was passiert - ja, ich weiß, dass ihr das wisst. Ist schließlich nicht mein erster Auftritt. Ihr kennt die Geschichten von Florimaus und Pluppsi Plural, denen ich nicht nur mit Zernagung drohte, sondern die ich ab und an tatsächlich natürlich aus Versehen angenagt habe...
Najanun, diesmal traf es eben mich. Schwupps - das Hasiom kommt mit dem Shirt an, betrachtet die Wunde, sieht dass ich daran herumgeleckt habe - sieht alles sauber aus. Zieht mir das Shirt an. Fängt an irgendetwas anderes zu machen. Ich atme tief aus und ein, bewege mich etwas und schwupps - ist mein Shirt wieder klitschnass.
Kommt ein Omitron zur Kontrolle angelaufen, sieht den Fleck am Shirt und schätzt die Situation als erwartungserfüllend ein.... Halbes AnnaBauchinhalt hängt im Hemd. Ich etwas verlegen, wohl mein letztes Schelmendrama etc. Omitron beginnende Hektik, spült mich ab (nicht das ganze Hasi sondern den Darm, wickelt mich bzw. meinen Bauch sehr nass und sauer ein, steckt mich ins Shirt, gibt mir Baldriantropfen und ein Schmerzmedi, setzt mich in eine saubere Transportbox, hatte wenigstens schon wieder einen Hauch von Stimme trotz Heiserkeitsattacke. Erreicht am Telefon unseren Dorftierarzt Dr. Barbul. (Wir haben nicht gefragt, ob wir ihn hier als Helden der Häsinnen outen dürfen, deshalb war der Name abgekürzt. Da Anna Iocans-Schelm jetzt aber in die Tiermedizingeschichte eingeht, da sie den kniffligen Fall überlebt hat, outen wir den Superchirurgen jetzt einfach mal. Wer jemanden braucht, der sich wirklich Mühe gibt ohne Gedöhns aber im Zweifelsfall superversiert, kann bei uns nachfragen. Ein Genie der Tiermedizin und nicht an der Ludwig-Max.Uni München abgeschlossen. Dadurch eigenständig denkend und nicht durch Technokram und Geldgier zerfressen.)
Er hat schon Floriline mit heroischer Einsatzbereitschaft gerettet - auch Pluppsine immer ein AB, wenn auch nicht das doch sehr sinnvolle, kaninchenspezifizierte Orniflox, das den Meringer Hoppionen immer gut bekommen ist. Also, er hatte diesmal eigentlich noch nicht einmal Dienst. Das Hasiom hatte es einfach versucht, und er war da.
Und was hat er gemacht - er hat sich tatsächlich mein schickes Därmchen angeschaut, mit Kochsalzlösung getestet, ob es noch lebt (Osmoseeffekt) und sich sogar zugetraut, eine lecke Stelle (innen mit getrocknetem Blut gefüllt, also mindestens so alt wie die OP) zu nähen !
Eine Notfall-Blitz-Darm-OP! Bei einem Kaninchen! Wir müssen zugeben, dass wir von Darm-OP bisher noch nie irgendetwas Erfolgreiches gehört haben. Meistens sterben die Kaninchen schon während der OP. Und wie macht man danach weiter? Der Darm muss ja auch heilen, aber um zu leben, muss man ihn ständig beschäftigen.... Die Naht am geflickten Darmloch kann zu Verengungen, Ansammlungen von Darminhalten und Darmverschluss führen....
Um den Darm wieder in meinen Bauch zu bekommen, musste man zudem den Kastrationsopschnitt vergrößern.... also alles sehr schwierig.
Dass er sich das überhaupt zutraute war natürlich absolut genial! Und....obwohl das Hasiom eher mit dem Gegenteil gerechnet hatte wegen unserer Sensibilität allgemein - er gab mich mit gut verschlossenem Bäuchlein sehr lebendig wieder zurück!.
Ich saß dann erstmal 24 Stunden nach der OP ganz still in meiner Patientinnen-Box, mit diversen Medis versorgt, nur flüssiges Futter usw. (Um genu zu sein: Baby-Apfelbananenbrei und ein Mix aus stillem Mineralwasser und Olivenöl)
Mitunter schon arge Schmerzen. Im gesamten Bauchbereich fehlte noch irgendwie alles. Also sehr viel getrunken, dann gelefaxed, damit ich von dem Flüssigkram nicht aufgase usw.
So wie ich geguckt und dagesessen habe, war das Hasiomnicht absolut nicht optimistisch. Aber.....
Was ihr auf dem Foto zum Blog sehe könnt, sind ....... MEINE........KÖTTEL!!!!!!!
24 Stunden nach der Zweit-OP kann ich wieder niedlich geformte Köttel herstellen und auch pieseln. Wir gehen deshalb davon aus, dass ich euch noch lange Zeit etwas vornagen können werde.
Allerdings habe ich schon ein neues Triebziel: Ich will das OP-Shirt vernichten. Das Omitron rennt bereits angespitzt rum, sieht aber, dass es keine Kleinigkeit sein wird, mit einer Hand zu verhindern, dass ich meine OP Wunde erneut zerstöre und mit der anderen Hand ein altes TShirt in ein funktionales Postoperationsshirt zu verwandeln. Deshalb hat die gemeine Kuh mir etwas ins Futter gemischt, das mich umstimmen und von der finalen Selbstzernagung abhalten soll: Baldriantropfen. Das ist so gemein..... sooo gemein. Aber tatsächlich ist mir gerade mehr nach Schlafen als nach Nagen zumute...
Also unsere österreichischen Erfahrungen bei der Tierklink Dr. Fürst in Bregenz waren bisher wirklich immer sehr gut, was die OP-Kunst betrifft - der Inhaber hat sehr viel Erfahrung und nimmt auch die kleinen Wunden ernst. Diesmal hat jemand anders Hand angelegt und es ging nicht so gut aus, der OP-Schnitt war zwar bewundernswert klein, nur wenig von meinem schönen weißen Flaumfell am Bauch wegrasiert, aber es fehlte auch an Nähten (oben war nur eine Naht, bei Plupps und Flori vier!) und wer weiß, woher das Loch im Darm kam.
In einer Tierklinik sind die OPs natürlich auch einfacher - es gibt Assis,die sich um das Drumherum kümmern, die Chirugie kann auf sich selbst konzentriert handeln. Sobald so etwas Kaninchen angeboten wird, muss man hier in Deutschland das Vierfache zahlen. Und auch dann kann genau das passieren, was passiert ist - die Nähte macht jemand anders, oder den Schnitt usw. Als Hasi ist man vor Gericht so wenig wert, dass man immer Versuchskaninchen bleibt, wenn es danach geht. Wobei ich sagen muss, als Anna Schelm, schönstes Schelmenhäschen von GT, bin ich artgerecht wie ein Modelkaninchen behandelt worden - nur eine winzigeNarbe bitte und das Fell nur über einkleines Quadrat rasiert... naja...es hätte natürlich auch funktionieren können. Vielleicht hätte es gereicht, mich nach dem Flüssigkeitsverlust mit Infusionen fit zu halten -es kamschließlich kein Wasser mehr nach. Wir waren halt nicht auf vier bis fünf OP-Shirts eingestellt.....DasHasiomhat mich einfach unterschätzt.
Aber nun zum krönenden Abschluss: Was unser sogenannter Dorfarzt, der seine Praxis im Wesentlichen alleine führt, mit der organisatorischen Unterstützung durch seine Frau, für mich getan hat und wie, was meisterhaft ! Es war noch eine Kollegin da, zu unserem Glück, die meinen Darm hielt, während er ihn nähte. Schaurig nicht wahr? Aber dass es überhaupt möglich war, die ganzen Eingeweide (ein kleines Stück zumGlück nur) wieder in dieBauchhöhle zu bekommen und mich n atürlich auch mit AB etc. so zu versorgen, dass die Wunde nicht nachblutet und ich nicht an Peritonitis sterbe, war SAGENHAFT! Das war einfach UNGLAUBLICH! Ich war jetzt zwar etwas teurer als geplant, aber auch die Nachoperation war absolut hasuman,also sehr unterstützend gegenüber uns armen Plüschwesen, die so schnell im Regenbogenland sind wie sie in ihren Höhlen verschwinden....
Ihr müsst mir bitte versprechen, dass ihr Floriline nichts verratet, dass ich wirklich totkrank war und so, ich will nämlich ihr gegenüber so tun, als hätte ich mich krankgestellt, damit Omi sie nicht mit meinen Pellets vollstopft. Sie ist jetzt nämlich endlich auf Diät, was sonst ja nicht geht - da sie mein Futter futtert und wir zusammengehören. Zur Zeit gibt sich das Hasiom zwar viel Mühe, mir ihre Hände als quasi-Floriwamme anzubieten, aber naja - oder Fleecedeckenstückchen...- also die Höchstenszweibeinigen sind schon seltsam. Als ob man eine Florimaus einfach durch ein olles Kunststofftuch ersetzen könnte. Bald sind wir wieder zusammen und keine hat mehr Bauchschmerzen. Was meint ihr - SUPER!
LOVE
Anna iocans Schelm
p.s.: Habe dieses Berichtskorrektorat gerade 'abgenommen' bzw genehmigt nach Lesung auf dem Sofa vom Hasiom und will noch ergänzen, dass Flori mich fertig gemacht hat, als ich nach sechs Tagen stundenweise wieder zu ihr durfte! Sie hat sich mit demgesamten Gewicht ihres Robbit-Körpers auf mich geworfen, anstatt mich liebevoll zu begrüßen. Und ich fühlte mich noch nicht wieder wie die Gepardin Anna Iocans-Schelm, als die ich geboren wurde. Sondern mehr wie ein Fluchttier, das vor allem darauf achten muss, seinen Bauch nicht zu zeigen. Deshalb bin ich nicht auf den Hinterbeinen herumgehüpftum sie auszuboxen, sondern habe nur kleine Luftsprünge gemacht, die sie aber nicht richtig erschreckt haben.... Es war sehr, sehr schwierig. Aber natürlich habe ich nicht nachgegeben, sondern bin immer mit angespitztem Bürzel um sie herum gelaufen und habe sie genervt und genervt und genervt.... Sie hat dann zurückgezischelt und wollte mich sogar in den Bürzel beißen! Es war tatsächlich so, dass ich in einigen Situationen vor der Florirobbe flüchten musste.
Wir haben uns dann aber irgendwie doch wieder zusammengerauft und sie akzeptiert jetzt, dass ich ihre Schlafplätze auch benutzen will usw. So richtig rumgescheucht wird sie noch nicht von mir, mal sehen wie sich das Sportliche entwickelt, da ich immer noch Angst habe, dass der Bauch plötzlich wieder aufgeht.....
Was aber wieder sehr gut geht, ist die Einforderung des Frühstückstellers auf den Hinterbeinen, damit das Omitron in die Gänge kommt.
Ich bin also tatsächlich wieder richtig gesund!
p.s.: Ich musste nach der Darm-OP nochmal FÜNF Tage in dem verdammten Shirt verbringen. Höchstens mal zehn Minuten raus auf dem Schoß vom Hasiom für Felllüftung und Massage, aber nie unbeaufsichtigt oder mit Bewegungsfreiheit. Natürlich habe ich die ganze Zeit gesoffen (Wasser) wie ein Walfisch. Aber dadurch stimmt jetzt auch der Flüssigkeitshaushalt wieder und die Nieren sind ordentlich durchgespült. Am Hasiom konnte ich mich für die Tortur durch Bepieselung rächen..... Zeigt sich insgesamt schon, dass eine Bauchhöhlenop etwas ganz anderes ist als so eine kleine Hodenentfernung, bei der nur die obere Hautschicht angeritzt wird aber keine weiteren inneren Organe betroffen sind.